Programm 2012

LAND – urban in sicht
Das erste Ausstellungsprojekt in der MÜHLE 2012


12 KünstlerInnen aus Graz, Wien und Linz setzten sich mit ihrem Blick auf das Land auseinander.
Wodurch konstituiert sich das urban geprägte Bild vom regionalen Raum?
Welche Assoziationen und Erfahrungsmuster manifestieren sich in unserer Vorstellung von ruraler Landschaft und deren BewohnerInnen?
Im Zeitalter schneller Verfügbarkeit von Gütern und Informationen könnte die Behauptung eines wie auch immer gearteten Stadt-Land-Gefälles als obsolet angesehen werden. Dennoch üben Wohnort und sozialer Kontext einen beträchtlichen Einfluss auf die Werthaltungen und Handlungsweisen des Individuums aus.
Diese spiegeln sich in den scheinbar unterschiedlichen Auffassungen der städtischen und ländlichen Bevölkerung – auf ökologischer, ökonomischer und sozialpolitischer Ebene wider. Dementsprechend bilden sich Urteile über “den Erholungs- und Produktionsraum Land” oder “die Landbevölkerung” im städtisch sozialisierten, subjektiven Bewertungssystem, seien sie nun positiv oder negativ konnotiert.
In der direkten Auseinandersetzung der KünstlerInnen mit Landschaft und BewohnerInnen wurden diese Bilder auf Entstehung und Wahrheitsgehalt hin untersucht.Weitere Programmpunkte am Eröffnungstag:* Verleihung des 1. Schwarzautaler Kunst- und Kulturpreises
durch die Schwarzauer Bevölkerung

> Preisurkunde (pdf)

Um die Bevölkerung zusätzlich aktiv in das Projekt miteinzubeziehen, wird diese eingeladen, als Jury zu fungieren. Am Eröffnungsabend konnten alle BesucherInnen aus der Gemeinde ihre Stimme für das ihrer Meinung nach relevanteste Kunstwerk in Bezug auf die Thematik abgeben. Als Kriterium galt vorrangig die kulturpolitische Komponente, also die Relevanz des Werkes für Region und Bevölkerung.
Bezogen auf das Thema der Ausstellung LAND – urban in sicht dienten folgende Fragen als Grundlage der Beurteilung:
Inwiefern spiegelt das Werk das tatsächliche Landleben wieder?
Konnten Klischees aufgearbeitet, verifiziert oder falsifiziert werden?
Kann sich die Jury (=die Bevölkerung) mit der Darstellung/dem Werk identifizieren? Wurde die Bevölkerung aktiv in den Prozess miteinbezogen?
Der – symbolische – Preis stellt somit einen Brückenschlag zwischen Stadt,- und Landbevölkerung dar, fördert die Rezeption zeitgenössischer Kunst am Land und lässt die BewohnerInnen zu aktiven MeinungsmacherInnen werden.

Der 1. Schwarzautaler Kunst- und Kulturpreis erging an Eva Helene Stern für ihre Installation sowie ihre interaktive Nähperformance von Heupölstern.

   

* kig! – Laden

Kultur in Graz (kig!)
ist eine unabhängige Kulturplattform, die Raum schafft für Innovation, Partizipation und Diversität, indem sie zukunftsweisende Frage-stellungen und Bedarfe entdeckt, aufgreift, zur Diskussion stellt und ohne Vereinnahmung in Projekten bearbeitet.
kig! war mit einem Stand in der Ausstellung vertreten. Das Angebot umfasste Kunstwerke, Zeitschriften sowie T-Shirts aus der aktuellen kig!-Kollektion.

Kontakt: KiG! Kultur in Graz
Lagergasse 98a
A – 8020 Graz
Tel: +43/316/720267

* Djane Audia lädt zum Tanz
Die Radiomacherin und Soundkünstlerin Claudia Holzer verwöhnte das Publikum mit Musik von Schlager bis Pop. Tanzbeinschwingen erwünscht!

Eröffnung: 31. August 2012, 17:00 Uhr
Ausstellungsdauer: 01. – 28.09.2012
Finissage: 29.09.2012, 17:00 Uhr
Öffnungszeiten: Freitag – Sonntag / 14:00 – 18:00 Uhr
sowie nach telefonischer Vereinbarung

Eröffnung

                               

KünstlerInnen- und Werkverzeichnis (i.a.R.)

Claudia Czimek | Expedition I

Coléopteres
Mühlviertler Laufkäfer (samt familiärer Zusammenhänge)
Kupferplastik 2012

Claudia Czimek | Expedition II

Bulle-Coquillage
Schwarzauer Wasserblasenläufer
Kupferplastik 2012

   

Gehämmerte Naturstudien von Forschungsaufenthalten am Land zur Kupferzeit. Darunter die bisher unbekannten Mühlviertler Laufkäfer, die sich aufgrund ihrer schnellen Fortbewegung rasant verbreiten.

Zu den neuesten fetsgehämmerten Entdeckungen zählt der Schwarzauer Wasserblasenläufer, der unweit der Mühle gefunden wurde.
Gleich den LandschaftsmalerInnen setzt sich eine Bildhauerin ins Freie und lässt sich von der Umgebung zu neuer Fauna inspirieren.

http://www.claudiaczimek.com


Das fotogene Gedächtnis
| White Eagle
Bernd Heinrauch, Robert Lepenik

Video/Soundinstallation
Video: Schwarzau, 2011
Sound: Wiener Festwochen, 2006

  

Die Dinge sind meistens nicht so und so auch nicht. Des fotogenen Gedächtnis‘ Mikro- und Paralleluniversen. Symbiose Nr.01: ‚White Eagle.‘

Ein Suchbild mit Hintergrundgedanken zur Motivation zur Konzentration. Gut Ding bracht Weile. – Traditional Things ain’t what they used to be. – Duke Ellington

Ausgehend von der Musik im weiteren Sinne beschäftigt sich das Fotogene Gedächtnis mit Zeitmanipulation abseits vom Loop. Je nach Situation und Anspruch finden die Präsentationen im Rahmen von Konzerten, Ausstellungen oder Fenstern statt.

http://cowudders.mur.at/dasfotogenegedaechtnis


Andreas Heller
| unbetitelt (Kothenbahn)

Installation
2012
  Andreas Heller setzt sich in seiner Arbeit mit der von Eberhard Koebel im Jahre 1929 etablierten, modular einsetzbaren, Fahrtenzeltform (genannt Kothe) auseinander. Diese Zeltform basiert ursprünglich auf der standortunabhängigen Behausung der Rentiernomaden Lapplands. Eberhard Koebel war Mitglied der Fahrtenbewegung der deutschen „autonomen“ Jungenschaf,t von der er eine Abspaltung initierte, die sich „dj.1.11“ nannte.

Diese ideologisch dem Bauhaus nahe Gruppe, war politisch links und am aktiven Widerstand beteiligt. Viele Mitglieder wurden hingerichtet oder kamen ins Konzentrationslager.
Die Installation „unbetitelt (Kothenbahn)“ bildet das poetische Pendant zur einer derzeit im Skulpturengarten – Strombad Kritzendorf gezeigten Skulptur mit dem Titel „Kothe“.

www.andreasheller.at


Reni Hofmüller
| Irgendwo anders

Collage
2012

Es gibt Menschen, die sagen, sie sind gern allein im Auto unterwegs, weil sie dann ihre Ruhe haben.

„Es ist nicht irritierend, zu sein, wo man ist. Es ist nur irritierend, zu denken, man wäre gern irgendwo anders.“ John Cage, Silence. (S. 22/S.24, Suhrkamp, übersetzt von Ernst Jandl)

Walking Papers sind Ausdrucke von Ausschnitten aus Openstreetmap, das freie OnlineStraßen- und Landkartenprojekt. http://osm.org/
In den Papierausdrucken kann Information eingezeichnet werden, die nach dem Einscannen mittels der angebrachten Markierungen (Punkte und QR- Code) genau an der richtigen Stelle in der Online-Karte wieder eingepasst werden können. Anschliessend wird die Information digital nachgezeichnet und wird Teil der allgemeinen Karte. So kann Information auch ohne technisches Gerät präzise plaziert werden.

http://renitentia.mur.at


IEFS Kiesling & Stolberg
| Schauplatz I – III
artistic research

Schauplatz I – III
Skizzen zu den Installationen

Schauplatz I – III
Installationen (Markierband und Folie nach Anleitung nutzen)

      

Anleitung:

Suchen Sie die silber-blaue Markierung in der Landschaft. Halten Sie die transparente Folie mit gestreckten Armen so vor sich, dass die schraffierte Linie mit dem silber-blauen Band deckungsgleich ist – Idyllische Landschaft entpuppt sich als Schauplatz.

Der Ausflug in die Natur dient dem Stadtvolk zu Erholung und Augenweide, idyllische Szenerien vermitteln den Eindruck unendlicher Glückseligkeit. Das Leben am Land erzählt andere Geschichten. Mittels einer transparenten Folie, die zwischengeschoben wird, entsteht ein virtueller Raum, der Einblick in diese Geschichten möglich macht.

IEFS thematisieren in ihrer Arbeit keine Einzelschicksale, sondern verweisen auf allgemein wahrnehmbare Phänomene und Konfliktsituationen.

www.iefs.at


Resanita
Anita Fuchs, Resa Pernthaller | es ist aus es ist besser so

Video
Moskau, 2008

  

Das Künstlerinnen-Duo RESANITA beschäftigt sich mit temporären Eingriffen in den urbanen Raum, mit nomadischen, kollektiven Prozessen, unterschiedlichsten Formen der Nature Art sowie Performances, die in subjektiven Mythen und feministischen Haltungen wurzeln.

http://resanita.at


Eva Helene Stern***
| Samen-Zeit-Kapseln

Installation
2012

      

Material: verschiedene Textilien, Füllung, Gummiringe

Gebilde aus Möglichkeit und Zeit-
hörbare Stille des Universums –
tropft ins Dasein-

‚Wie ist die Befindlichkeit des Landes?‘ (Liedzeile aus: „Die Befindlichkeit des Landes“, Einstürzende Neubaueten, Album: Silence is sexy)

www.evahelenestern.com


Edda Strobl
| FAME
Zeichnung, 2010

„Mike, The Headless Chicken“, lebte 18 Monate ohne Kopf Mitte der 1940er Jahre in Colorado, USA. In dieser Zeit war er ein Star auf z.B. Jahrmärkten, gutbezahlt und hochversichert.

Edda Strobl | Das Land und seine Bewohner.

  

Eine erste Annäherung.
Zeichnungen (nach Fotografien des VGT (http://vgt.at) 2012

Auf bestimmte (unhaltbare) landwirtschaftliche Zustände in der Region referenzierend – Massentierhaltung (Hühner, Schweine) und die damit verbundene Monokultur Mais – zeigt Edda Strobl Zeichnungen, die sich mit dieser Thematik beschäftigen. Dieses auch als Verbeugung vor dem VGT und seiner unermüdlichen Arbeit.

eddastrobl.mur.at, comics.tonto.at


Max Wegscheidler
| EPP 100plus

Erkundung
Fotografien und 3D-Video
Schwarzau, 2012

          


Josef Wurm
| Beobachtungen

Installation
2012

    


Finissage

Zusätzliche Arbeiten zur Finissage von:

Christian Großschädl | Der gesteinigte Christus

Installation
2012

   

Olivia Penner | vorne hinten

Installation
2012

  

Eine Veranstaltung in Kooperation mit:   

Mit freundlicher Unterstützung von:

Land Steiermark Kultur, Gemeinde Schwarzau, FF Schwarzau, Comelli Ziegel,
Fr. Waltraud Schinko- Neuroth, ESC im Labor, Kulturvermittlung Steiermark,
Weingut Lang, Familie Kaufmann

                    

Dank an: Bgm. Ing. Franz Großschädl, Bgm. Stv. Rosa Hirschmann, Herbert Schögler, Christian Großschädl, Fam. Luis Putz sen. und jun., Frieda Kleindienst, Kathi Velik, Bernd Heinrauch, sowie an alle KünstlerInnen und Beteiligten!